Textatelier
BLOG vom: 09.11.2023

Garten ist Lebensraum für Flora und Fauna

Autorin: Dr. Heidi Sutter-Schurr, Gartengestalterin, Schopfheim

 


Blick in den Garten
 

Anlässlich des „Tags der offenen Gartentür“ konnte der ehemalige Gymnasiallehrer Christian Wirth und weitere interessierte Besucher im Oktober zwei wunderschöne und heimelige Gärten von Dr. Heidi Sutter-Schurr in Augenschein nehmen. Die Gäste konnten hier flanieren, stöbern und zahlreiche Exponate – von Porzellan über Elsässer Keramik, Bilder, Spiegel, Gläser und Karaffen und vieles mehr – bestaunen und auch kaufen.
Besonders schön sind die im Garten unter Bäumen platzierten alten Stühle und Figuren. Auch die vielen aufgehängten Zinkgiesskannen waren ein Höhepunkt des Rundgangs. Die Gartenexpertin stellte in einem Ateliergebäude ihr Gestaltungs- und Pflegekonzept der letzten 13 Jahre vor. Bei dieser Gelegenheit gab es für Durchgefrorene Wärme aus einem brennenden Ofen und heissen Tee oder Kaffee.

Die Autorin hat nach einer Ausbildung zur Industriekauffrau bei Endress und Hauser später Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung an der Universität Hannover und einige Semester Stadtplanung in Hamburg studiert. In Aachen hat sie im Bereich Freiraum- und Stadtentwicklung promoviert und dann 21 Jahre lang an der Technischen Uni Dresden unterrichtet. 2010 übernahm sie die beiden Gärten ihrer Eltern. Das war aufgrund der Entfernung eine Herausforderung, da sie damals noch in Dresden berufstätig war. Seit 2017 wohnt sie wieder in Schopfheim-Fahrnau und kann sich den Gärten ausgiebig widmen.
Einführender Text: Heinz Scholz (Fotos: Dr. Sutter-Schurr und Heinz Scholz)

Der Garten
Eigentlich sind es zwei Gärten. Der eine Garten – Stabhalter-Flury-Str. 40 – hatte der Lörracher Gartenarchitekt Tritsch 1951 im Auftrag meines Großvaters angelegt. Auch wenn es im Laufe der Jahre die eine oder andere Veränderung gab, zeigt der Vergleich mit dem damaligen Entwurfsplan doch, dass der Garten in seinen Grundzügen, in seiner Struktur, und auch viele der damaligen Elemente bis heute erhalten sind.
Der zweite Garten (Stabhalter-Flury-Str. 42) grenzt direkt an den ersten Garten an. Angelegt wurde er 1966 von meinem Vater, der als gärtnerischer Autodidakt die Außenanlagen seines neu errichteten Werkstattgebäudes gestaltet und angelegt hat. Auch hier sind die Grundzüge noch erhalten. Da aber der Garten nur in Gebäudenähe intensiv gestaltet und im vorderen Bereich eher nüchtern und pflegeleicht angelegt war, wurden von mir zwar vor allem die älteren Gehölze erhalten, aber auch einige gestalterische Ergänzungen und Veränderungen vorgenommen.

Bei beiden Gärten war es mir ein grosses Anliegen, sowohl gestalterische wie auch ökologische Aspekte zu berücksichtigen und sie nicht als Widerspruch zu sehen:

 


Eine stille Ecke zum Ausruhen
 

Gestaltung

Raumbildung und Bereiche, Struktur und Farben
Den Rahmen setzt ein Gestaltungskonzept, das mit klaren Strukturen verschiedene Räume schafft. Durch Stauden und Gehölze, die die mehr oder weniger strengen Linien säumen, füllen und gleichsam weichzeichnen, entstehen die verschiedensten Gartenbilder. In den verschiedenen Räumen werden entweder bestimmte Themen umgesetzt, die sowohl von der Nutzung der Bereiche als auch von ihren Standorten oder nach Farben bestimmt sind (Schattengarten, Gemüsegarten, Purpurbeet, weißer Sitzplatz, Blauer Vorgarten …).
Überall gibt es Sitzplätze, manchmal auch nur einen Stuhl oder eine einzelne Bank: Vor der Küche, im „Weißen Garten“, unter der Weide, unterm Apfelbaum, zwei im „Werkstattgarten“ …, so dass man den Garten aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Perspektiven wahrnehmen kann.

Ökologie

Lebensraum für Flora und Fauna
Der Garten ist wahrlich nicht bis in die letzte Ecke clean und durchgestylt: Durch viele Nischen, versteckte Winkel, Stein- und Reisighaufen gibt es auch wilde Ecken und damit Lebensraum und Nahrung für viele Tiere und Insekten. Einig grosse alte Bäume waren bereits vorhanden, weitere Neupflanzungen grösserer Bäumen ergänzen seit 2010 den Gehölzbestand, sie sorgen für Schatten und verbessern das Mikroklima. Da auf den rd. 1700 qm Gartenfläche so viel für’s Insektenbüffet wächst, durften auch Pflanzen wie z.B. Annabell-Hortensien und gefüllte Rosen hier einziehen, obwohl sie als Nährgehölze bedeutungslos sind. Bei der Pflanzenauswahl habe ich darauf Wert gelegt, dass das Nahrungsangebot vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst reicht.   

Zum ökologischen Konzept gehört hier auch, dass die Rasenflächen inzwischen überwiegend zur Wiese geworden sind, die maximal zweimal pro Jahr gemäht werden. Gemäht werden nur ein paar Wege durch die Wiesen und die Sitzplätze. Rasen gibt es nur noch als schmalen Bereich bzw. breiten Rasenweg im Vorgarten, aber auch hier wird nicht mehr so häufig gemäht und wenn dann auf höchster Rasenmäherstufe. Das Sensen der Wiesen ist zwar ungleich mühsamer als häufigeres Rasenmähen, spart aber insgesamt doch viel Zeit und nicht zuletzt Wasser, da ein kurz gehaltener Rasen in trockenen Sommern so viel mehr Wasser benötigt als eine Wiese. Denn auch der Wasserbedarf des Gartens ist neben dem finanziellen auch ein ökologischer Aspekt:
 

 


Herbstliches Regenfass
 
Pflanzenwahl und Wassermanagement
In unserer trockenen, warmen Region ist der Klimawandel eine grosse Herausforderung für Gärten und ihre Besitzer. Da wir hier im Winter immer auch einmal sehr kalte Phasen haben können, sind ausschließlich mediterrane Pflanzen keine Lösung, denn viele von ihnen würden solchen Kältephasen nicht standhalten. Deshalb habe ich bei Neupflanzungen Pflanzen gewählt, die nicht nur trockenheits- und hitzetolerant, sondern auch winterhart sind.

Ein weiterer wichtiger ökologischer Aspekt ist die Gartenbewässerung, ohne die auch trockenheitsverträgliche Pflanzen nicht ganz auskommen. Mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem wird der Wasserverbrauch reduziert. Regenwasser wird nicht in die Kanalisation abgeführt, sondern aufgefangen und damit der Garten bewässert, überschüssiges Wasser zum Versickern in die Beete geleitet und somit auch wieder dem Grundwasser zugeführt.

Dieser Garten ist für mich bei aller Arbeitslast vor allem Lust und persönliche Erfüllung und überdies der Rahmen für das, was in der früheren Malerwerkstatt und späteren Atelier meines Vaters („Sutter-Moler“) jetzt stattfindet:

 

Flury 42 - Schönes für drinnen und draußen

Flury 42 hat drei Standbeine:

1. Workshops zur Gartengestaltung, Pflanzenverwendung und Gartenpflege
Sie sind gedacht für Gartenliebhaber und -liebhaberinnen, die ihren Garten gerne selbst neu- oder umgestalten möchten und dazu professionelle Tipps und Hinweise suchen. In Wochenend- und Tages-Workshops werden gemeinsam Lösungen gesucht, Grundlagen vermittelt für die Neu- oder Umgestaltung, Pflanzenwahl und Pflege. Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer werden bei der Planung fachlich unterstützt. In anregender Atmosphäre inspirieren und beflügeln sie sich auf dem Weg zum Traumgarten auch gegenseitig. Aus den Workshops nehmen sie viele neue Ideen und ihren eigenen Gartenplan mit nach Hause.  

2. Gartengestaltung
Dieses Angebot richtet sich an Menschen, die einen Garten haben, der neu gestaltet werden soll oder vielleicht auch nur partiell neue Impulse braucht, die sich das aber nicht alleine zumuten wollen und denen für Gartenworkshops die Zeit oder die Lust fehlt. Sie können sich von mir als Grünplanerin zur Gestaltung ihres Gartens beraten oder ihn (um)planen lassen, Pflanzpläne in Auftrag geben …

 


Blick in den Schopf
 

3. Ausstellungen
Drei- bis viermal jährlich finden im ehemaligen Atelier, im „Schopf“ und im alten Hühnerhaus Ausstellungen und Verkauf von Kunst und Kunsthandwerk, schönen Dingen – von Antiquitäten bis Trödel – statt. Hier gibt es Gebrauchsgegenstände ebenso wie Ungewöhnliches, das das Leben so viel schöner macht: Besonderheiten für drinnen und draußen, für sich selbst oder zum Verschenken. Wenn Kunden etwas Besonderes suchen, mache ich mich auch gerne auf die Suche nach ihren Wünschen, berate sie zu Dekoration und Inneneinrichtung … Unabhängig von den Ausstellungsterminen zeige ich meine Schätze auch gerne nach vorheriger Vereinbarung …
 
Internet
www.flury42.de
info@flury42.de

 

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